Erstaunen über die unausgewogene Variantenvorstellung der Stadt
Kritik kam u.a. von Sebastian Götte, Vorstandssprecher der Weimarer Grünen:
Uns verwundert schon sehr, dass die Stadtverwaltung den Shared Space aus Sicherheitsgründen ablehnt – dabei existieren mehrere Untersuchungen, dass besonders Shared Spaces sich durch eine erhöhte Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer auszeichnen. Dadurch entsteht der Eindruck, dass man sich mit den Eigenschaften von Shared Spaces nicht ausreichend auseinander gesetzt hat.
Auch scheint man in der Stadt nicht verstanden zu haben, dass nach aktuellem Stand der Verkehrsunfallforschung bei niedrigen Geschwindigkeiten die Führung der Radfahrer mit dem Autoverkehr die sicherste Lösung darstellt und rücksichtsvolles Verhalten begünstigt. Das spricht klar für den Shared Space.
Bedenken äußerte auch Daniel Schmidt:
Die Stadt negiert die Vorteile der Variante 2 für den Autoverkehr vollständig. Dieser kann den größten Teil des Tages mit deutlich verkürzten Zeiten, meist sogar ohne anzuhalten, über den Platz fahren. Eine Ampellösung kann das nicht leisten. So hat die Variante 2 ›Shared Space‹ über fast den ganzen Tag für Autos die höchste Qualitätsstufe A. Diese Information hat die Stadt den Bürgern vorenthalten. Eine Antwort darauf, wie man bei der gerade geführten Hauptstraße in Variante 1 das Rasen auf der Kreuzung unterbinden möchte, blieb die zuständige Dezernentin den Bürgern auch schuldig.
Ines Bolle, Vorstandssprecherin der Weimarer Grünen holt die Fußgänger zurück in den Blick:
Fußgänger werden in der Variante 1 mangels Drängelgittern nicht vom illegalen Queren des Platzes abgehalten, die fehlenden Inseln erhöhen die Gefahr zusätzlich und die Wartezeiten an den Ampeln sind viel zu hoch für die begrenzte Geduld von Schulkindern. Nach wie vor müssten bei der Ampellösung Fußgänger von der westlichen Seite der Heinestraße 2x kreuzen, um zum Busbahnhof zu kommen. Bei einem Shared Space gibt es zum einen keine illegalen Querungen mehr und zum anderen erhöht sich die Sicherheit schwächerer Verkehrsteilnehmer wie z.B. von Kindern durch die Höchstgeschwindigkeit von 20km/h.
Andreas Leps, Fraktionschef der Bündnisgrünen ergänzt zur Situation für die Radfahrer:
Die Radverkehrsangebote der Variante 1 wirken wie ein Alibi und provozieren gefährliche Alltagssituationen. Die sogenannte Bypass am Theater führt zwangsweise zu Konflikten mit Fußgängern und schafft auch gefährliche Situationen bei der Einfädelung der Radfahrenden auf der Heine-Straße. In der anderen Richtung und bei der Coudraystraße fehlt eine Radverkehrslösung vollständig, die Erfurter Straße erhält keine Radstreifen. Die querende Ausfahrt aus dem Busbahnhof direkt auf die Kreuzung erhöht die Umlaufzeiten, erzeugt Fußgängerkonflikte und hat ein hohes Gefahrenpotential bei regelwidrigen Verhalten.
Allein die um eine reichliche halbe Minute länger werdenden Querungszeiten für den Busverkehr aus der Heinestraße zu Stoßzeiten stellen einen geringfügigen Nachteil des Shared Spaces dar. Hier darf man jedoch auch auf die Achtsamkeit der anderen Verkehrsteilnehmer setzen, die in den wenigen Spitzenzeiten ggf. einem Bus die Vorfahrt überlassen.
Mit der Präferenz für die Ampellösung hat die Stadt die an sie gestellten Forderungen einer signifikanten Verbesserung für Fußgänger und Radfahrer und einer flüssigeren Verkehrsführung über den Tagesverlauf nicht erfüllt. Sie ignoriert den in der Stadt allerorten zu hörende Forderung nach einer ampelfreien Lösung und legt eine Variante vor, die die Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer auf Jahrzehnte hin verhindert. Gerade in Anbetracht des absehbaren Mobilitätswandels wirkt die Variante 1 festgefahren und anachronistisch.
Allein die Variante 2 bietet in der Gesamtbetrachtung deutliche Vorteile für alle Verkehrsteilnehmer sowie eine an den baulichen Gegenheiten orientierte Platzgestaltung. Die gegenüber dieser Lösung geäußerten Sicherheitsbedenken wirken vorgeschoben und spiegeln das mangelnde Vertrauen in ein verantwortliches Verkehrsverhalten der Weimarer Bürger wieder.